FR 20.04.2007, 18:30 Uhr
ESC / LABOR

Se-Lien Chuang (concept, arco-piano, audiovisual interaction)
Wolfgang Musil (electronics)

Se-Lien Chuang
Se-Lien Chuang

SE-LIEN CHUANG – WOLFGANG MUSIL “…demonstrandum”

Das arco-piano ist eine zeitgenössische Spieltechnik an einem Flügel, die mit Bassbogenhaaren die Saiten des Klaviers anregt und einen zauberhaften Klang hervorruft. Die Musikerin, Komponistin und Medienkünstlerin Se-Lien Chuang hat diese Spieltechnik zu einem Niveau entwickelt, an dem sie polyphone Klänge der Saiten und ihrer Obertöne anspruchsvoll kontrollieren kann. Das arco-piano agiert dabei nicht nur als Instrument, sondern zugleich als Interface, um das Computersystem zu kontrollieren. Tonhöhe, Dynamik und zeitlicher Verlauf bestimmen Bildauswahl und ihre Prozesse. Zeitgleich werden aus den Instrumentalklängen Echtzeit-Audiotransformationen generiert.

Dieses präparierte Musikinstrument und seine zeitgenössische Spieltechnik verwendet Chuang als Interface für eine audiovisuelle und interaktive Performance mit dem elektroakustischen Musiker und Komponisten Wolfgang Musil, um die Grenzen zwischen künstlerischer und technischer Herausforderung von audiovisuell-interaktiven Arbeiten auszuloten und deren Überschreitung zu einer Bild-Klang-Welt zu erreichen. Die Dynamik und die Rhythmen eines Bild-Raums sind für Chuang real wirkende musikalische Ereignisse, die sie häufig und bevorzugt in den musikalischen Prozess mit einbezieht. In der Anwendung des jeweiligen visuellen Materials setzt sie bei der Prozessierung der Bilder die Faktoren Bewegung und Geschwindigkeit als Parameter zur Manipulation der zeitlichen Erscheinung ein.

Chuang lernte Musil 1996 durch den Besuch eines Lehrgangs für Elektroakustische Musik am Institut für Elektroakustik an der damaligen MHS Wien, wo dieser heute noch tätig ist, kennen. Seitdem ergab sich bedingt durch beider Interessen – Chuangs an der Erweiterung des Pianos und Musils an Live-Elektronik und Klangregie – ein stetiger inspirierender und interaktiver Austausch. „Das Projekt ...demonstrandum steht noch im offenen Prozess. Diese Offenheit besteht darin, dass ich die Möglichkeiten zur Realisation der interaktiven audiovisuellen Komposition/Improvisation nicht ausschließe. Komponieren und Improvisieren sind miteinander ergänzend komplementäre Tätigkeiten in meinen alltäglichen Beschäftigungen. Diesem Prinzip nach das musikalische und künstlerische Schaffen zu realisieren, stellt hohe Ansprüche an die beteiligten KünstlerInnen“, so Chuang. Musil bestätigt dies, möchte aber einen kleinen Hinweis für das Grazer Konzert nicht ausschließen: „Im Moment, denke ich, wird es doch eher Improvisation sein.“

„ … demonstrandum“ ist nur die ‚halbe Wahrheit‘ – die andere ist im Stück „quod erat …“ von Chuangs langjährigem musikalischen Partner Andreas Weixler und dessen Partner Klaus Hubmann zu finden.

Text: Marcus Maida