SA 21.04.2007, 19:00 Uhr
ESC / LABOR

Hemma von der Schönen Au (feedback flutes)
Johannes Novohradsky (visuals)

Hemma Geitzenauer
Hemma Geitzenauer

Johannes Novohradsky
Johannes Novohradsky

EXPANDING CYLINDER

Die Wienerin Hemma Geitzenauer erforscht als umtriebige Interpretin zeitgenössischer und historischer Musik seit 2002 intensiv die elektronisch verstärkten Klangmöglichkeiten von historischen Holzflöten. Die Entwicklung der Feedbackflöte als Performanceinstrument ist ein folgerichtiges Ergebnis dieser Arbeit, die historische (analoge) Instrumente und deren Musik als materielle Zeitzeugen sich wandelnder Weltbilder versteht. Damit zu musizieren setzt voraus, diese Instrumente zu begreifen und der ihnen innewohnenden Ideen gewahr zu werden. Geitzenauer ist den Geheimnissen alter Musik schon seit langer Zeit auf sowohl ernsthafter, humorvoller wie auch obsessive Weise auf der Spur. Sie leistet neben ihren Interpretationen dadurch enorm anregende und originelle musik- und kulturwissenschaftliche Beiträge, die für die zeitgenössische Musikkultur äußerst fruchtbar sind.

Das Geheimnis jeder Blockflöte liegt in der Beschaffenheit der Bohrung, die man sich aus der Innenperspektive (beispielsweise als Holzwurm oder Ameise) als Tunnellandschaft mit Notausgängen (Grifflöcher) vorstellen kann. Die räumliche Erforschung dieser Innenbohrung mithilfe eines Mikrofons wird mit der Feedbackflöte hörbar gemacht. Für ihre V:NM 2007-Performance hat sich Hemma von der Schönen Au mit dem Video- und Medienkünstler Johannes Novohradsky zusammengetan, um die Geheimnisse des instrumentalen Innenraums nun auch während des Spiels sicht- und erlebbar zu machen. Novohradsky wird mittels zweier Kameras und eines Softwareprogramms für uns zum Holzwurm, klappt den Innenraum des Instruments nach außen und verfremdet ihn, worauf Geitzenauer stetig neu mit Tonemanationen und -improvisationen reagieren wird. Der Zuhörerraum indes wird durch die Projektionen akustisch und visuell zum Innenraum verwandelt. Für uns heißt das: Wir werden in ein imaginäres Instrument direkt in die Zone der Klangerzeugung transferiert. Der Raum der Klangerzeugung ist gleichzeitig der Raum der physischen Präsenz. Willkommen am Ein- und Ausgang des Tunnels!

Text: Marcus Maida