SA 21.04.2007, 22:30 Uhr
STOCKWERK

Andy Manndorff (guitar)
Andi Schreiber (violin)

Andy Manndorff
Andy Manndorff

Andi Schreiber
Andi Schreiber

ANDY MANNDORFF – ANDI SCHREIBER: REPORTS FROM INSIDE

Andy Manndorff: Wien, Amsterdam, New York, Wien. Vienna Art Orchestra, Kammermusik, Musical, die Oper „Larry“, die Aufarbeitung jüdischer Wiener Kultur in „Hakoah”, und immer wieder Solo- und Projektarbeit – das sind nur einige Stichpunkte, um die bewegenden musikalischen Lebenslinien des Ausnahmegitarristen zu skizzieren. Forsch und geradeaus, aber auch mit gewissen melancholischen Zügen charakterisiert sich das Spiel Manndorffs. Andi Schreiber: Jazzvioline mit dem Schwerpunkt freier Improvisation. Ob mit Barre Phillips, Tony Oxley, Albert Mangelsdorff, Fred Anderson oder aktuell im Duo mit Dieter Glawischnig, Schreiber sucht inmitten der freien Improv-Szene klare, strahlende und helle, jedoch immer wieder auch ruhigere und durchaus melodische Elemente – ein sinnlicher, luizider und energetischer Impulsgeber.

Die beiden Wiener kennen sich seit Mitte der 90er, und mittlerweile verbindet sie eine sehr freundschaftliche Basis. „Wir sprechen absolut die gleiche Sprache und haben eine ähnliche assoziative Kommunikation, die wenige Worte braucht“, so Manndorff, der ihre spezifische Instrumentenkombination auch wegen der enormen Möglichkeit einer klaren Fragilität und Sensualität als „perfekt“ bezeichnet. „Es geht aber mehr um die Charaktere der Spieler. Wir sind beide sehr emotionale Spieler und haben keine Scheu vor jedem Schlenker und Seitenweg, den auszukundschaften und zu erfahren sich lohnt.“

Der Gestus des Spiels hat nichts Verkopftes oder Schwelgerisches: das Spiel ist zwar mitunter sehr abstrakt, aber auch sehr gefühlvoll. Das Ziel ist, Abstraktion und Emotion als natürliche Einheit zu verbinden. „Am besten ist es, wenn man völlig von sich selber überrascht ist, und das Publikum bekommt das direkt mit. Wie Bergsteiger, die eine neue Route finden, Botaniker, die eine neue Schmetterlingsart entdecken oder Bergleute, die auf eine Kristallader stoßen.“

Im V:NM 2007-Konzert wird die reine Improvisation zu hören sein. Manndorff: „Ansetzen und fließen lassen. Aus einem Assoziationsstau können die wunderbarsten Dinge entstehen. Wir beginnen Dialoge, die wir auf irgendeine Weise zu Ende führen, mal ganz zart, mal ganz nah bei sich selbst, aber ohne den anderen zu vergessen. Da beginnt die Philosophie, mit der improvisierte Musik gemacht wird, aufzugehen, dass die Freiheit zugelassen wird, und ihr Raum gegeben wird. Das Phänomen des gelungenen musikalischen Austauschs auf der Bühne kann verbinden, mitunter sogar einen heilenden Effekt haben, indem das Gefühl von totaler Freiheit vermittelt wird, aber ebenso von der Toleranz, das Anderen geben zu können.“ Im besten Fall ist improvisierte Musik so eine soziale oder politische Metapher, durch die etwas durchscheint. Hier fängt die Utopie an.

Text: Marcus Maida